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Kunst und Politik

Dieses Arbeitsfeld widmet sich der methodisch-kritischen Reflexion einer eurozentrisch geprägten Kunstgeschichte und versucht sich kritisch mit der kolonialgeprägten Geschichte des eigenen Fachs auseinanderzusetzen, um ausgehend von einer postkolonialen Kunstgeschichte Methoden der Dekolonialisierung zu entwickeln.

Seit den frühen 2000ern werden in der Forschung zur globalen Kunstgeschichte theoretische Konzepte und mögliche Wege zur Erweiterung des Fachs diskutiert und erforscht. Beispielsweise verweist James Elkins berühmte Frage "Is Art History Global?" (2006) darauf, dass die Grenzen einer eurozentrisch verwurzelten Kunstgeschichte kritisch befragt wurden. Durch die weitere Etablierung der globalen Kunstgeschichte wurden verschiedene theoretische Grundlagen eingeführt, um methodische Zugänge für die Erforschung nicht-westlicher moderner und zeitgenössischer Kunst zu entwickeln. Die globalen Ansätze in der Kunstgeschichte basieren oftmals auf transkulturellen Konzepten von globalen Modernen und „entangles histories“, wie beispielsweise transnationaler Wissenstransfer, Migration von Formen und Diskursen und deren Interaktion mit lokalen Bedingungen während der Dekolonisierung. (Monica Juneja, Christian Kravagna, Kobena Mercer, etc.)

Globale Kunstgeschichte ist auch für die Erforschung moderner Kunst aus dem Iran eine zentrale methodische Herangehensweise. Die transkulturelle Moderne spiegelt sich in der iranischen modernen Kunst wider, in der Prozesse der Begegnung, lokalen Übersetzung und Adaption die künstlerische Produktion entscheidend geprägt haben. Eine transkulturelle Perspektive auf die iranische moderne Kunst der trägt dazu bei, nicht nur nationalistische Kunsthistoriographien, sondern auch binäre Trennungen zwischen Lokalem und Globalem zu hinterfragen.

Zwar könnte diese Kunst aus einer regionalen Sicht Teil der islamischen Kunstgeschichte sein, einer Disziplin, die sich mit der künstlerischen und kulturellen Produktion im Nahen Osten im weiteren Sinne beschäftigt. Jedoch finden Kunstproduktionen aus dem 20. und 21. Jahrhundert aus den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens nur selten Eingang in islamische Kunstgeschichten. Die Disziplin der islamischen Kunstgeschichte entwickelte sich aus orientalistischen und kolonialistischen Strategien der Wissensproduktion über das signifikant „Andere“ des Westens. Es wurde ein Kanon erschaffen, der Kunstproduktion seit Beginn des Islams umfasst, jedoch um 1800 endet und die Moderne ausschließt. Finbarr Barry Flood zeigte auf, dass die ideologischen Implikationen der Produktion islamischer Kunst ein imaginäres goldenes Zeitalter der vor der Modernisierung hervorbrachten und somit neokonservative Diskurse bestätigen, welche die anhaltenden politischen Auswirkungen des westlichen Kolonialismus und Imperialismus auf die Region vernachlässigen. Gleichzeitig führt das Fehlen dieser modernen Kunstgeschichte auch dazu, dass moderne und zeitgenössische Kunst aus der Region oftmals in einem historischen Vakuum rezipiert und verortet wird.

Stetige Migrationen haben innerhalb künstlerischer Netzwerke afrikanischer Künstler:innen zu neuen Diskursen zwischen den Diaspora-Künstlerinnen und -künstlern und jenen auf dem Kontinent geführt. So werden, ausgelöst durch die konstante Bewegung und Ortswechsel von Menschen, als gegeben gedachte Identitätskategorien, neu verhandelt und kritisch diskutiert. Okwui Enwezor sieht in diesem Zwischenraum eine kosmopolitische afrikanische Identität, die global und transnational ist und kulturelle Grenzen überschreitet.

In ihren Auffassungen des Begriffs der afrikanischen Diaspora beziehen sowohl Stuart Hall und Kobena Mercer als auch Paul Gilroy, den transatlantischen Austausch als zentrale Gegebenheit mit ein. Mit seinem diasporischen Modell der Kritik, das einen besonderen Fokus auf kulturübergreifende ästhetische Strategien legt, diskutiert Kobena Mercer die kulturellen und politischen Zusammenhänge, die die Kunst afroamerikanischer und schwarzer britischer Künstler:innen umgibt und betont so eine Neufassung der globalen zeitgenössischen Kunst sowie der Geschichte der Moderne selbst.  In seinem Buch “The Black Atlantic: Modernity and Double Consciousness” aus dem Jahr 1993 greift Paul Gilroy auf den Begriff Black Atlantic zurück, um den Austausch zwischen schwarzen Kulturen um den Atlantik zu untersuchen und damit kulturelle Hybridität zu diskutieren. Der Black Atlantic beschreibt einen transnationalen Raum des Austauschs, der in diesem Arbeitsfeld als theoretischer Rahmen mitberücksichtigt wird. Stuart Hall entwickelt, in Anlehnung an Gilroy, in seinem theoretischen Ansatz ein postkoloniales Diasporakonzept und betont Heterogenität und Vielfalt innerhalb jener und diskutiert gleichzeitig Hierarchien in postkolonialen Kulturen.

Die Fragestellungen postkolonialer Theorie und Kunst, nach den kulturellen Hinterlassenschaften und Folgen des Kolonialismus sowie die Infragestellung nationaler und kultureller Identitäten, sollen in diesem Arbeitsfeld produktiv genutzt werden, im Sinne eines dynamischen Kulturbergriffs, um etwa den kritischen Blick auf stereotypisierende Bilder, die auf kolonialistische und imperialistische Hintergründe zurückzuführen sind, zu schärfen und gleichzeitig Aspekte wie strukturelle Ausgrenzung und Unterdrückung zu beleuchten.

Zentrumsleitung

Univ.-Prof. Dr.phil.

Sabine Flach


Sekretariat

Mag.

Ursula Winkler

Telefon:+43 316 380 - 2965

Kontakt

Zentrum für GegenwartsKunst

Harrachgasse 34, 1.OG, 8010 Graz

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